Survivalkit für den (Schul-)Alltag
Seltsam, immer wenn der Herbst kommt –und die Wochenenden zum Spazieren Gehen oder zu Radtouren einladen – lädt das awolon Trainerkollektiv zu interessanten Workshops ein,
und – erstaunlicherweise, oder sollte ich besser sagen nichts desto trotz – finden sich eine Menge hochmotivierter TeilnehmerInnen ein.
So war es auch am 1. Oktoberwochenende, als Hartmut GÄHL und Jürgen BRELAND in die Albert Kranz- Halle der Grundschule in Langenfeld Reusrath zur
„Einführung in die konsequente Pädagogik“
einluden- und 13 Fremd - TeilnehmerInnen und einige interessierte ABGler ( d.h. angehende DeeskaltionstrainerInnen der eigenen Ausbildungsgruppe) kamen, um sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Es war eine bunt gemischte Truppe, die sich da zusammenfand- Schulsozialbarbeiter, Pädagoginnen aus dem offenen Ganztag und – das war wirklich erstaunlich - eine nicht unerhebliche Anzahl von LehrerInnen , die in unterschiedlichen Schul -Funktionen in unterschiedlichsten Schulformen arbeiten
Diese sind oft nur in geringer „Stückzahl“ bei solchen Workshops anzutreffen – um so mehr zeigt die Teilnahme von so vielen Lehrpersonen, dass dieser Ansatz offensichtlich auf ein Bedürfnis trifft, den (Schul)Alltag erträglicher und professioneller zu gestalten.
Nach dem üblichen Stehcafe und den ersten Kontaktaufnahmen der TN bei Kaffee und Tee
ging es schnell in medias res.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der TN und der Darlegung des geplanten WE- Ablaufs gab es eine themenbezogene Lizenz zur Neugier, was die TN dem Thema und sich untereinander näher brachte....
Der anschließende inhaltliche Input befasste sich mit der Neuen Autorität - STÄRKE statt MACHT, ein faszinierender Ansatz, der vom israelischen Prof. für Psychologie Haim Omer mit anderen Fachleuten entwickelt worden ist- und der- wie sich 3 Teamer aus Lev-Köln selber in Berlin haben überzeugen können – da zum Einsatz kommt, wo andere pädagogische und psychologische Maßnahmen nicht mehr greifen.
(Näheres dazu unter „Berlin, Pssssst, Haim Omer....“ auf unserer HP)
In diesem Zusammenhang wurde dann das 4- Stufenmodell der konsequenten Pädagogik – konzipiert von Hartmut GÄHL– vorgestellt und anschließend den TN eröffnet, dass sie sich in den nächsten 2 Tage damit – und nur damit beschäftigen würden – aber nicht theoretisch, sondern allein durch üben, üben, üben,....
.....und genau das geschah dann auch- zuerst recht spielerisch mit einigen Elementen aus dem Fundus des Improvisationstheaters -- für die Gewaltpräventionsarbeit auch als Impro - Vention bekannt, wobei der Spaß nicht zu kurz kam und über eine längere Zeit herzhaft
gelacht und improvisiert wurde...was sehr entspannend war und allen verdeutlichte, dass der Satz „ Mit Humor geht alles besser“ seine Richtigkeit hat.
Wie in all unseren Workshops und den jährlich stattfindenden Ausbildungsgängen geht es uns weniger um Methodenvermittlung, sondern um die Arbeit an der eigenen inneren Haltung, das ist nur durch Selbsterfahrung und die Bereitschaft, auch an seine Grenzen zu gehen, machbar- etwas, was kognitiv - orientierte Menschen, man spricht auch in dem Zusammenhang von ver - kopf- ten Menschen, eher abschreckt.
Aber hier ließen sich alle mit Begeisterung auf diese Erfahrungsmöglichkeiten ein – wie ich schon sagte, nicht nur ein buntgemischtes, sondern auch ein mutiges und lernbereites Trüppchen...
Und doch hat all das, was so leicht aussieht und Spaß macht, mit dem Thema zu tun, denn ob die Teilnehmer wollten oder nicht- sie wurden mit diesen Übungen schnell unter Druck gesetzt – sie sollten ihre sogenannten „roten Punkte“ erfahren / erkennen...
Hartmut erklärte anschließend, dass dies im normalen Alltag bei schwierigem Klientel eigentlich immer der Fall ist- nur wurde es hier auf humorige Weise bewusst gemacht.
Dann wurde die erste Stufe des 4- Stufen –Modells erklommen-
„wie sage ich einem Jugendlichen, dass er die Kappe abnehmen soll“
und jede ( r ) TN musste sich erproben, wobei es oft ein AHA-Erlebnis wurde.
Jürgen und Hartmut wechselten sich ab, die renitenten Kandidaten zu spielen – eine echte Herausforderung, aber mich beschleicht schon seit langem das untrügliche Gefühl, dass es beiden unheimlichen Spaß macht, auch einmal die „Bösen“ zu mimen. –
Den Abschluss des Tages bildete das gleiche Szenario wie bei Stufe 1, nur jetzt ging es um Verweigerung / Widerstand – und der Frage:
wie soll „ich“ – Lehrer / Sozialarbeiter - unter Zeitdruck und auch noch in der Öffentlichkeit ohne Gesichtsverlust das Problem lösen.???
Wie à das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Am nächsten Morgen ging es weiter - Stufe 3 - das sogenannte Konsequenzgespräch - der renitente Schüler wird zum Gespräch gebeten – auch hier machte es Hartmut wieder, begleitet und unterstützt von Jürgen, den autorisierten Gesprächspartnern mit allerlei Tricks schwer, ja unmöglich, ihren Vorsatz in die Tat umzusetzen.
Ähnlich wie bei den vorangegangen Stufen erging auch hier das Angebot an jede( r ) der TeilnehmerInnen, sich auszuprobieren, kreative Strategien zu entwickeln um Hartmut aus dem Konzept zu bringen – zugegebenermaßen – ein verlockendes Angebot – drücken wollte sich da keiner! Ehrensache!
Intensive Reflexionen im Anschluss an jedes Mini- Rollenspiel deckte zum Einen die Schwächen in der Strategie der Erwachsenen auf und zum Andren wurden die unterschiedlichsten Tricks der Jugendlichen entlarvt.......aber alles in wertschätzender und humorvoller Art .
Fazit: – so macht Lernen, so machen Selbsterfahrungen Spaß und wirken nachhaltig (vielleicht auch ein Geheimtipp für Lehrer in der Schule!!)
Gesprächstraining – wie „sprachliches Genauern“ und zum Abschluss eine widersprüchliche Übungsanweisung, die alles Gelernte persiflierend auf den Kopf stellte, führte zu weiteren Erkenntnissen und zu erheiternden Szenen –
Und – das war’s auch schon,.........
............müde und mit Erfahrungen und Erkenntnissen „abgefüllt“ entließen wir die Teilnehmer in das Restwochenende,
alle voll des Lobes
über das Wetter, über die räumlichen Rahmenbedingungen, über die Bewirtung,
vor allem aber über die beiden Moderatoren Hartmut und Jürgen,
die mit der „Einführung in die konsequente Pädagogik“ und deren genialen Umsetzung
den Nerv von ge- und manchmal auch überforderten PädagogInnen traf und von einem TN folgendermaßen zu Papier gebracht wurde
„Dankeschön!
Ich würde am liebsten jedes Wochenende kommen!“
Ulla Becker, Moderatorin awolon/GAV, Regio - Gruppe Lev/Köln